Produkte
Produkte
Dienstleistungen
24 Stunden Pflege
Pflegekraft finden
Dienstleistungen
24 Stunden Pflege
Pflegegrad finden
Definition
Aktivierende Pflege im Alltag
Durchführung
Umsetzung
Unterstützende Maßnahmen
Fazit
Aktivierende Pflege ist eine Pflegeform, die nicht nur Hilfe leistet, sondern insbesondere die vorhandenen körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte der pflegebedürftigen Person stärkt. Sie zielt darauf ab, die Selbstständigkeit und Selbstbestimmung im Alltag so lange wie möglich zu erhalten.
In diesem Ratgeber erklären wir, was aktivierende Pflege ausmacht, wo die Grenzen liegen, welche Hilfsmittel unterstützen können und welche Rolle pflegende Angehörige und Pflegekräfte dabei spielen.
Die aktivierende Pflege (1) ist ein Pflegekonzept, das sich klar von rein versorgenden bzw. kompensatorischen Pflegeformen unterscheidet. Sie verfolgt das Ziel, pflegebedürftige Menschen nicht zu entmündigen, sondern sie in ihrer Eigenständigkeit zu unterstützen.
Jede Handlung, bei der die pflegebedürftige Person selbst aktiv werden kann – sei es beim Waschen, Ankleiden oder Essen – wird bewusst gefördert. Die aktivierende Pflege zielt also auf die Förderung der Selbstständigkeit und dabei Fähigkeiten zu erhalten, zu trainieren oder sogar zurückzugewinnen.
Gut zu Wissen! Dieser pflegerische Grundsatz ist in § 11 SGB XI (2) klar geregelt: Soziale Pflegeeinrichtungen sollen „die selbstständige Lebensführung der Pflegebedürftigen soweit wie möglich erhalten oder wiederherstellen“ unter dem Grundsatz dabei stets die Menschenwürde der Pflegepersonen zu wahren.
Im Pflegealltag bedeutet aktivierende Pflege, dass Pflegekräfte und pflegende Angehörige nicht alles für die gepflegten Personen übernehmen, sondern sie bei der Durchführung alltäglicher Aufgaben unterstützten, ohne ihnen die Handlung abzunehmen.
Das entlastet nicht nur Angehörige bzw. Pflegepersonal, sondern fördert das Selbstwertgefühl des Pflegebedürftigen, indem sie beispielsweise:
Ein verwandter Ansatz ist die rehabilitativ-aktivierende Pflege (auch: aktivierend-therapeutische Pflege). Sie verknüpft pflegerische Maßnahmen mit gezielten therapeutischen Zielen.
Das bedeutet: Pflegende unterstützen die betroffene Person aktiv dabei, wieder mehr Kontrolle über ihren Alltag zu gewinnen – etwa durch Übungen zur Kraft- oder Gleichgewichtsförderung, strukturierte Tagesabläufe oder kleine Trainingseinheiten bei alltäglichen Handlungen wie dem Gehen oder Greifen.
Dieser Ansatz wird häufig in der geriatrischen Rehabilitation oder in spezialisierten Pflegeeinrichtungen angewendet. Unter geriatrischen Patienten versteht man Menschen mit alterstypischen Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität).
Für Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Multipler Sklerose oder Parkinson kommt in der Praxis das sogenannte Bobath-Konzept zum Einsatz. Dieses verfolgt einen rehabilitativen Ansatz, indem Bewegungsabläufe neu erlernt werden. Pflegekräfte integrieren Bobath-Techniken beispielsweise beim Umlagern, Ankleiden oder Mobilisieren.
Dieses Pflegekonzept zielt darauf ab, die noch vorhandenen Fähigkeiten, das Selbstwertgefühl und die Alltagskompetenz der betroffenen Person zu erhalten – trotz des fortschreitenden Abbauprozesses.
Ein bewährter Ansatz hierfür ist das Pflegemodell nach Erwin Böhm. Es versteht Demenz als eine Erkrankung, bei der viele Fähigkeiten nicht verloren, sondern „verschüttet“ sind – etwa durch Stress, Umweltveränderungen oder Überforderung. Pflegekräfte arbeiten gezielt mit biografischem Wissen, festen Strukturen und emotional bedeutungsvollen Alltagsaufgaben, um diese Fähigkeiten zu reaktivieren.
Diese Tabelle zeigt, wie sich die Pflegeformen nicht gegenseitig ausschließen, sondern je nach Situation und Zielsetzung ergänzend eingesetzt werden können.
Gerade im fortgeschrittenen Alter oder bei Pflegebedürftigkeit infolge von Krankheit (z. B. Demenz, Schlaganfall) ist ein abgestimmter Mix aus aktivierender und rehabilitativer Pflege besonders wirkungsvoll.
Aktivierende Pflegemaßnahmen lassen sich in vier zentrale Aktivierungsbereiche gliedern:
Körperpflege
Pflegekräfte oder Angehörige regen die pflegebedürftige Person dazu an eigenständig das Gesicht zu waschen, die Zähne zu putzen oder sich die Haare zu kämmen.
Hilfsmittel wie Haltegriffe am Waschbecken oder ein rutschfester Duschstuhl können dabei helfen, Sicherheit zu geben und Eigenaktivität zu ermöglichen. Insbesondere wenn Bewegungsabläufe neu erlernt werden müssen, hilft es den Betroffenen Schritt für Schritt, in ruhigem Tempo anzuleiten.
Bewegung
Schon kleine Aktivitäten wie ein gemeinsamer Gang durch die Wohnung, das eigenständige Aufstehen vom Stuhl oder Greifübungen mit Alltagsgegenständen (z. B. Handtuch falten, Ball rollen) helfen dabei, die körperlichen Kräfte zu erhalten.
Wichtig ist, dass diese Bewegungsübungen in den normalen Pflegealltag eingebettet werden – zum Beispiel beim Umsetzen vom Bett in den Sessel oder bei kurzen Übungen am Waschbecken.
Kommunikation
Sie bedeutet Beziehungspflege, Motivation und Aktivierung zugleich. Pflegende sollten die gepflegte Person stets ansprechen, auch wenn diese nur eingeschränkt reagieren kann.
Offene Fragen wie „Möchten Sie heute das blaue oder das grüne Hemd tragen?“ fördern die Selbstbestimmung und das Selbstwertgefühl. Gespräche über frühere Erlebnisse, Familienfotos oder Musik aus der Jugend können das Gedächtnis anregen und emotionale Nähe schaffen.
Auch nonverbale Kommunikation spielt eine wichtige Rolle, besonders bei kognitiv eingeschränkten Menschen.
Demenz
Bei Demenz ist es besonders wichtig, vorhandene Fähigkeiten zu erkennen, zu respektieren und gezielt zu fördern. Eine Maßnahme kann sein, gemeinsam vertraute Tätigkeiten wie das Tischdecken oder Wäschelegen auszuführen – Aufgaben, die an positive Erinnerungen anknüpfen und Orientierung geben.
Menschen mit Demenz profitieren außerdem von klaren Strukturen, festen Tagesabläufen und einfachen, aber bedeutsamen Tätigkeiten. Auch sensorische Reize – Musik, Düfte, Farben – können gezielt eingesetzt werden, um geistige und seelische Kräfte zu stimulieren.
Die aktivierende Pflege kann von verschiedenen Personengruppen durchgeführt werden – wichtig ist dabei nicht allein der berufliche Hintergrund, sondern vor allem das Verständnis für den Pflegeansatz, das Ziel der Förderung von Selbständigkeit sowie eine einfühlsame, motivierende Haltung.
Professionelle Pflegekräfte
Altenpflegerinnen, Gesundheits- und Krankenpflegerinnen sowie Pflegefachkräfte setzen aktivierende Pflege im Rahmen ihrer täglichen Pflegemaßnahmen um – z. B. beim Waschen, Ankleiden, Essen oder der Mobilisation.
Besonders in Pflegeeinrichtungen, der ambulanten Pflege oder in Tagespflegen ist dies Form der Pflege Teil eines professionellen Pflegeplans. Dabei werden Methoden wie das Bobath-Konzept, das Pflegemodell nach Böhm oder rehabilitative Pflegeansätze angewendet.
Pflegende Angehörige
Auch pflegende Angehörige (z. B. Partner, Kinder, Freunde) können aktivierende Pflege leisten in Anleitung, Schulung oder Beratung durch Fachkräfte. Gerade im häuslichen Umfeld ist die fördernde Haltung im Alltag entscheidend: kleine Aufgaben überlassen, Geduld zeigen, Routinen aufbauen. Die Pflegekasse bietet als Unterstützungsleistung kostenlose Pflegekurse nach § 45 SGB XI (3) an, in denen die Grundlagen der aktivierenden Pflege vermittelt werden.
Betreuungskräfte und Alltagsbegleiter
Pflegebedürftige haben Anspruch auf zusätzliche Betreuung und Aktivierung, die über die notwendige Versorgung hinausgeht (4). Betreuungskräfte gehen dieser Aufgabe nach, indem sie soziale Kontakte, Bewegung und die geistige Aktivität fördern. Ab Pflegegrad 1 besteht ein Anspruch auf den Entlastungsbetrag, der für die Kosten einer Betreuungskraft genutzt werden kann.
Aktivierende Pflege zu Hause bedeutet nicht, immer mehr zu tun – sondern gezielt weniger zu übernehmen. Pflegende Angehörige sind hier oft Schlüsselpersonen: Sie brauchen Geduld, Motivation – und manchmal selbst Unterstützung durch Schulungen, Beratung oder Pflegekräfte.
Hilfsmittel sollen Aufgaben nicht „abnehmen“, sondern unterstützen, damit die pflegebedürftige Person aktiv bleibt. Das gute Hilfsmittel sind eine Leistung der Kranken- bzw. der Pflegekasse und werden mit einer geringen Aufzahlung bezuschusst. Typische Hilfsmittel sind beispielsweise:
{{rte-small-cta_hausnotruf="/design/rte-components"}}
Ein barrierefreier Umbau der Wohnung trägt wesentlich dazu bei, Stürze zu vermeiden, Wege zu erleichtern und die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern. Hierzu zählen:
{{rte-cta-anspruch-pg_treppenlift="/design/rte-components"}}
Aktivierende Pflege wird nicht direkt als eigene Leistung von der Pflegeversicherung bezahlt, ist aber Bestandteil aller pflegerischen Maßnahmen, die über den Pflegegrad abgerechnet werden.
Was wird übernommen?
{{rte-cta-anspruch-pg_badumbau="/design/rte-components"}}
Aktivierende Pflege ist keine exklusive Fachpflege, sondern ein pflegerischer Grundgedanke, der von allen Beteiligten im Pflegeprozess – Fachkräfte, Angehörige, Begleiter und die Betroffenen selbst – mitgetragen werden kann.
Wichtig sind Schulung, Geduld und Empathie. Ziel sollte immer die Stärkung der Selbstpflegekompetenz sein, um die eigene Unabhängigkeit so lange wie möglich zu erhalten.
Die aktivierende Pflege soll per Definition die Selbstständigkeit und Fähigkeiten sowie die Selbstpflegekompetenz von hilfe- oder pflegebedürftigen Menschen fördern.
Ja, in angepasster Form. Auch Menschen mit starken Einschränkungen können durch kleine, individuell abgestimmte Maßnahmen aktiviert werden.
Sie kann anfangs mehr Zeit in Anspruch nehmen, führt aber langfristig zu höherer Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen zudem entlastet sie Pflegekräfte emotional und körperlich.
(1) Bundesministerium für Gesundheit (BMG) - Aktivierende Pflege: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/aktivierende-pflege.html#:~:text=Unter%20aktivierender%20Pflege%20ist%20eine,hilfe%2D%20oder%20pflegebed%C3%BCrftigen%20Menschen%20f%C3%B6rdert.
(2) Soziales Gesetzbuch - Elftes Buch: Soziale Pflegeversicherung § 11 Rechte und Pflichten der Pflegeeinrichtungen: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__11.html
(3) Soziales Gesetzbuch - Elftes Buch: Soziale Pflegeversicherung § 45 Pflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__45.html
(4) Soziales Gesetzbuch - Elftes Buch: Soziale Pflegeversicherung § 43b Inhalt der Leistung: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__43b.html
(5) Soziales Gesetzbuch - Elftes Buch: Soziale Pflegeversicherung § 40 Pflegehilfsmittel und wohnumfeldverbessernde Maßnahmen: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__40.html
Unser Ratgeber für mehr Lebensqualität, Selbständigkeit & Sicherheit im Alter.